26.-27.7.2018

Die direkte Fahrt nach Dänemark ist unserem Womo zu langweilig. Es führt uns über kleine Nebenstraßen (auf denen gerade so ein Womo und ein PKW aneinander vorbei fahren können) durch eine wunderschöne südschwedische Landschaft zwischen den Seen des Åsnen hindurch. Der Ausblick auf die Seen ist leider nicht so spektakulär wie erhofft, da zwischen Straße und Wasser meist noch einige Bäume stehen. Dafür finden wir 4 kleine sehr naturverbundene CPs am Wegesrand, die auf keiner unserer Karten verzeichnet sind aber leider dieses Jahr auf unseren Besuch verzichten müssen.
Irgendwie findet unser Womo zurück auf die Reichsstraße 23 Richtung Malmö. Zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Ringsjön – also wieder zwischen 2 Seen – lockt uns spontan das Hinweisschild zum Bosjökloster und seinem Schloss von der Hauptstraße. Es ist eins von ehemals 3 Benediktiner-Nonnen-Klöstern, das nett restauriert mit Garten, Tiergehege, Nonnen- und Samiausstellung (die leben allerdings
nicht in dieser Gegend, sondern deutlich weiter im Norden), sowie Kunsthandwerk aufwartet.
Die Nähe der großen Ferienrouten merkt man an den unübersehbaren Schildern, dass man keine Wertsachen im Wagen zurück lassen soll und der Parkplatz videoüberwacht sei. Wir lassen uns davon nicht abschrecken und richten etwas außerhalb der Sichtachse unser Womo zur letzten freien Übernachtung in Schweden ein. Da es mal wieder sehr warm ist und auf dem umwaldeten Parkstreifen der Wind nicht so recht die Wärme im Womo vertreiben möchte, sogar mit geöffneten Fenstern. Sie sind ja recht hoch angebracht und auch die Alarmanlage wacht. Natürlich sind die Fliegengitter geschlossen, um ungebetene Nachtschwärmer draußen zu halten.
Apropos Nachtinsekten: seit unserer Mückenschlacht in Laxjö hat sich so gut wie keins dieser Viecher mehr sehen lassen. Offenbar ist es auch ihnen zu heiß.
Gut ausgeruht geht es am nächsten Morgen auf die E 22, um Malmö herum auf die E 20. Die Öresundbrücke (und Tunnel) bringen uns in die dänische Hauptstadt.
Schweden werden wir vermissen.
Impressionen vom Bosjökloster und Öresund.

21.-25.7.2018

Die Reichsstraße 30 trägt uns weiter gen Süden. Unterwegs lockt das Schild zu einer alten Kirche, der Gamla Hjelmseryd Kirka, in eine Seitengasse. Von dort ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel: der kleinen Stadt Växjö am See Helgasjön, die überzeugt ist, die grünste Stadt Europas zu sein.
Der kleine CP „Öjaby Camping“ (ca. 25 Stellplätze) im gleichnamigen Vorort von Växjö gefällt uns ohne Sterne-Bewertung als Zufluchtsort viel besser als das 4*-Pendent im Vorort Evedal. Neben dem besseren Seezugang überzeugt er durch die private Atmosphäre. So gibt uns die Eignerin direkt ihr privates Internetmodem zur superschnellen Internetnutzung, als sie von unserem Blog und den Wünschen zur Aktualisierung erfährt. Zudem ist er fast € 10.- günstiger und Duschen, V/E, Strom und sogar die Nutzung von Waschmaschine und Trockner sind in den € 25.- enthalten.
Växjö selbst geizt nicht mit liebevollem Charme in der innerstädtischen Fußgängerzone mit seinen Gebäuden, Anlagen und Cafés. Viele Kunstwerke in der Kirche und der Stadt hoffieren die Glasbläsergilde der ansässigen Glasbläserei. Auch eine Schlossruine bemüht sich um Besichtigungsgäste. Da wir aber noch mit dem Boot den See erkunden möchten, wird deren Besuch verschoben und der Roller geleitet uns zum CP zurück.
5 Nächte hält uns dieser CP als Gast. Das Wetter wird von den Eignern auf schön arrangiert. Die Lage ist ausgezeichnet für Roller- und Bootfahrten. In fahrradtauglicher Nähe ist sogar ein Bäcker mit morgentlich frischen Brötchen. Schräg gegenüber von uns gastiert ein schwedisches Ehepaar, das auf dem Weg zu einem Oldtimertreffen am 4.8. nahe Kopenhagen ist. Das Zugfahrzeug ist ein kanadischer Monarch aus dem Jahr 1945. Der gezogene Wohnwagen ist deutlich jünger aus dem Jahr 1974. Wir wünschen den Beiden noch viele Jahre große Freude an ihren Vehikeln.
Und der große Akku des Bootmotors wird richtig gefordert. Bei 4 und 5-stündigen Bootsfahrten erschließt sich uns nicht nur die Schlussruine von der Seeseite, sondern auch Teile des Helgasjön, die auf dieser Route von keinem anderen „Motorboot“ erfahren werden können: u.A. durch eine Röhre unter einer Straße, die auf wenige Zentimeter bzgl. Breite und Tiefgang genau für unser Boot zugeschnitten ist. Nach dem Nadelöhr breitet sich wieder ein riesen Seebereich vor uns aus, der sonst nur über einen Umweg von 15 km erreichbar wäre. OK – da die anderen Motorboote deutlich schneller über das Wasser brausen, würden sie zur gleichen Zeit dort eintreffen. Uns aber bescherte diese Röhre ein einmaliges Bootserlebnis (leider haben wir dort keine Bilder gemacht).
Impressionen aus Växjö.

19.-21.7.2018

Das Westufer des Vättern geleitet uns weiter Richtung Süden. Wir finden tatsächlich noch einen kostenfreien Parkplatz an der Badestelle Baskarpsbadet! 10 km nördlich von Habo lädt ein wunderschöner feiner Sandstrand Womobesatzungen zum Baden, Sonnen, Relaxen und Übernachten ein. Tagsüber auch viele andere Badebesucher, vor Allem Familien mit Kindern. Herrliche Beobachtungen sind garantiert.
Impressionen vom Baskarpsbadet.

17.-18.7.2018

Richtung Süden ab der Höhe des Siljan fallen folgende Punkte auf:
- nachts ist es wieder dunkel (OK, Midsommer ist ja auch fast einen Monat her)
- es gibt mehr Wohnmobile und Wohnwagen auf den Straßen als andere Fahrzeuge (Schweden hat Sommerurlaub und andere Europäer sind auch zur Genüge da, offenebar hat jeder Schwede mindestens 2 Mobile)
- Badestellen sind zunehmend kommerzialisiert (Übernachtung kostet Gebühr)
- CPs und SPs sind abends voll.
Man gut, dass wir den SP in Karlsborg nach kurzer Fahrt bereits kurz vor 12:00 erreichen und daher einen Platz direkt am  Bottensjön, kurz vor der Landenge mit Drehbrücke in den Vättern, erreichen. Die Gebühr kann ausschließlich per Karte am Automaten bezahlt werden, der auch die Bezahlung der Liegeplätze der dazugehörigen Marina einzieht.
Es ist leicht bewölkt bei 28°, ideal zum Erwandern der Festung und seiner Halbinsel in den Vättern, dem Ursprung von Karlsborg. Am kommenden Morgen verinnerlichen wir noch eine auf Deutsch geführte Tour durch die Befestigungsanlagen und lernen, dass sie nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit Russland kurz nach dem Götakanal ab 1820 erbaut wurde, um den König, die Regierung, das Parlament und die Goldreserven von Schweden aus Stockholm hierher in Sicherheit zu bringen. Schon damals dauerte der Bau erheblich länger als geplant (müssten wir Deutschen ja kennen wegen BER in Berlin oder Stuttgart 21), da die Weiterentwicklungen der Waffentechnik stetig Änderungen an den Verteidigungsanlagen erforderten. 1909 war die Anlage fertig gestellt, wurde aber 1929 bereits wieder als Rückzugziel aus Stockholm aufgegeben, da sie gegen die neueste Artillerie nicht mehr Stand gehalten hätte. Militärische Projekte haben offenbar eine sehr kurze Verfallzeit.
Impressionen aus Karlsborg.

16.-17.7.2018

Kristinehamn liegt nicht nur am Vänern-See, sondern ihr lag auch sehr der Künstler Picasso am Herzen. Die durch Boot-Freizeiten geprägte Stadt kam 1965 mit dem Ausnahmekünstler überein, seine 15 m  große Skulptur „Jeanne“ aus der Reihe der „les dames des Mougins“ am Eingang des Vänern aufzustellen (vermutlich hat der Einwurf von genügend vielen Münzen in den Spendentopf des Maître auch geholfen). Das weltweit größte Werk des Meisters aus Naturbeton blickt nun in die Weite des Sees.
Zum Glück haben die Stadtväter auch an genügend große Parkplätze für die vielen Besucher der Attraktion gedacht. Die Besucherströme sind inzwischen wohl etwas abgeebbt, denn die geschotterten Parkplätze werden teilweise von der Natur in Form von Wildkräutern zurück erobert. So bleibt genügend Platz zur Übernachtung.
Sjötorp weiter südlich am Vänern bietet als Attraktion den Startpunkt des Götakanals. Der 1610 erstmals angedachte Kanal wurde 1810 begonnen und 1823 fertig gestellt. Er verbindet den Vänern mit der Ostsee. Seine 190 km Länge bestehen allerdings nur aus 87 km künstlicher Wasserwege, die restlichen Seemeilen verlaufen durch natürliche Seen wie den Viken aber auch den Vättern. Die über 90 Schleusen werden heute nicht mehr von Handelsschiffen sondern zwischen Mai und Oktober ausschließlich von Freitzeitbooten und einigen Ausflugsschiffen genutzt. Der Vänern liegt zwar nur auf 46 m Meereshöhe aber der Viken als höchster See auf 91 m, dicht gefolgt vom Vättern mit 88 m. Der tiefste Punkt den Vättern liegt wiederum fast auf dem Niveau des tiefsten Punkts des Vänern.

Unser Womo wählt die Straße am Kanal lang, der etliche Male über Drehbrücken überquert werden muss (die uns manchmal warten lassen, um Schiffe auf dem Kanal passieren zu lassen), nach Forsvik. Dort an der ältesten und höchsten Schleuse beherbergt uns ein offizieller (und damit kostenpflichtiger) Stellplatz. Er offeriert angenehme Duschen, die gegen Abend die von über 32° klebrig gewordene Haut wieder streichelfähig macht.
Impressionen am Götakanal.

11.-16.7.2018

Der Siljansee hatte uns auf unserer Schweden-Womo-Tour 1998 gemeinsam mit Königs schon sehr gut gefallen. Das Wetter verspricht Sommer, also planen wir einen mehrtägigen Aufenthalt auf einem CP ein. Der CP direkt in Mora liegt nicht am Siljansee, der im Stadtteil Vinäs zwar schon aber hinter einem öffentlichen Badestrand und ist recht einfach gestrickt. Zwar werden die Quartiere Richtung Südschweden immer teurer aber € 36.- erscheinen uns für diese einfache Machart etwas hoch. Ideal ist der CP auf der Insel Sollerön etwas südlicher. Er wird vom Caravan Club Sollerön geführt, die Anlage ist deutlich gepflegter, die Gebäude neuer und er bietet Alles inklusive WiFi für € 28.- pro Nacht. Das ist ein akzeptables Basiscamp.
Sonnen, Boot- und Rollerfahrten sowie abends Grillen sind die Aktivitäten der kommenden Tage. Die Temperaturen steigen über 30°, einmal spendet ein Gewitter ein paar Regentropfen. Schweden schenkt uns offenbar einen Jahrhundertsommer und nimmt in Kauf, dass exponierte Rasenflächen verdorren.
Der Roller darf sich entweder in den kühleren Vormittagsstunden oder unter Bewölkung auf Bewegung freuen. Am Gesundaberg erkennen wir (wie damals 1998) erst vor Ort, dass das Tomteland mit seinen Trolls und Feen nur Kinderherzen glücklich macht. Dafür entschädigt Mora mit seiner Kirche und Einkauf-Fußgängerzone. Orsa etwas nördlicher am Orsasjön (per Kanal durch Mora direkt mit dem Siljan verbunden) ist dagegen langweilig. Der Garnelenlunch im Seerestaurant heitert die Stimmung wieder etwas auf. Våmhus westlich davon ist eine reine Wohn- und Ferienhaussiedlung, hat allerdings einen kleinen naturbelassenen und freundlichen CP, der für künftige Schwedenfahrten abgespeichert wird. Nusnäs südöstlich von Mora und gegenüber der Insel Sollerön möchte durch seine Produktion der Dalarna-Pferdchen, dem Wahrzeichen dieser Provinz, glänzen. Alle diese Skulpturen werden in der Fabrik Nils Olsson Hemslöjd nach wie vor von Hand gefertigt – also zunächst aus einem Kantholz gesägt, dann geschnitzt, geschliffen, in die Grundfarbe getaucht und bemalt. 60 Personen finden so Arbeit und Einkommen. Daher sind die Holztierchen auch nicht besonders preiswert …
DSC00923
Impressionen vom Siljansee.

9.-11.7.2018

Nach so vielen Nächten frei Stehen, verlangt das Womo wieder nach einer Ver- und Entsorgung. Und da wir heute auch schon viel unternommen haben, muss nicht mehr so wahnsinnig viel Strecke gemacht werden. Das Örtchen Svenstavik an der E45 bietet einen voll ausgestatteten offiziellen Stellplatz. Die Gebühr ist moderat und die relativ dicht vorbei führende Straße nachts kaum frequentiert. Der direkt angrenzende Supermarkt und Systembolaget werden zur Auffrischung der Vorräte genutzt.
Kurz hinter Åsarna verleitet die tolle mittelschwedische Mittelgebirgslandschaft zu einem westlichen Bogen. In Sveg holt uns die E45 zwar wieder kurz auf ihren Asphalt zurück doch die kleineren Straßen haben es uns angetan, wir fahren wieder westlich der E45 eine Nebenroute. Auf diesen Nebenstrecken kratzen wir auch mal kurz an der 700 m Höhenmarke und sind begeistert, welche schönen einsamen Gegenden auch Mittelschweden zu bieten hat. Unterbrochen wird die Einsamkeit nur durch Skiorte mit vielen Hotels und Unterkünften und immer winterfesten CPs. Die Orte liegen allerdings jetzt im Sommer auch brach da und bieten ihre riesigen Parkplätze anderen Wohnmobilen zur freien Übernachtung an. Viele Kilometer Abfahrtpiste und noch mehr Langlaufloipen brauchen einen Vergleich mit den Alpen nicht zu scheuen. Die Höhenunterschiede sind allerdings geringer. Gut, dass wir uns den anderen Womobesatzungen bezüglich Übernachtung nicht anschließen. Denn wir finden einen Holzabfuhrplatz oben auf einem Hochplateau mit frei geschlagener Umgebung und damit herrlicher Rundumsicht irgendwo bei
Lillhärdal
. Dieser Platz toppt alle bisherigen in Bezug auf Einsamkeit und Naturverbundenheit. Wir stehen mitten in der Walachei. Es ist windstill. Kein technisches Geräusch ist hörbar. Lediglich ca. 6 Autos nutzen während unserer Standzeit dieselbe (gut ausgebaute) Straße wie wir.
Impressionen um Sveg.

9.7.2018

Elch ǂ elk, sondern Elch = moose, das lernen wir genauestens beim Besuch des Elch-Gartens südlich von Östersund bei Orviken. In den 90igern haben die Gründer  2 Elchbabies (davon eins aus Norwegen) mit der Flasche aufgezogen. Die verlorene Scheu ja förmlich Zutraulichkeit gegenüber Menschen brachte sie dann auf die Idee, dieses Erlebnis auch anderen Zeitgenossen zugänglich zu machen. Und wir lernen noch viel mehr in diesen 1½ Stunden. Z.B. dass Elche sehr schlecht sehen und wenn sie einmal vorwärts gehen, dann gehen sie – Hindernisse gibt es für sie nicht, was Helmut durch einen ungedämpften Stoß von Hinten zu spüren bekommt.
Allein in Schweden gibt es 400000 Elche, von denen jedes Jahr 100000 geschossen werden. Man kommt sich relativ klein vor, wenn man in Tuchfühlung (ja, wir haben sie gestreichelt ohne Gitter zwischen uns!) neben so einem Tier steht. Dann lassen eine Risthöhe von bis zu 2 m (aufgerichtet ist der Kopf dann in 2,5 m Höhe) und ein Gewicht von bis über 500 kg eine gewisse Demut aufkommen. Da ausgewachsene Tiere keine natürlichen Feinde haben, flüchten sie auch nie – auch nicht vor Autos und noch nicht einmal vor LKWs. Trotzdem können sie mehr als 8 m weit und 2 m hoch springen (aus dem Stand) und eine Geschwindigkeit von 60 km/h erreichen.
Wir fahren jetzt auf einsamen Landstraßen durch die schier endlosen Wälder noch langsamer und umsichtiger.
Nach ein paar Lerneinheiten: das Fell ist gut gefettet (gegen Regenwasser), die Haare sind hohl (gute Wärmedämmung), die hiesigen Elchkühe kann man melken (nicht jedoch in freier Wildbahn) und aus der Milch Käse zubereiten (haben wir nicht gekostet – zu teuer), aus der Elchlosung kann man pergamentartiges Papier herstellen und bedrucken (u.A. als 1-Dollar-Note, womit bewiesen ist, dass man doch aus Scheiße Geld machen kann!).
Elchimpressionen.

6.-9.7.2018

Das sehenswerte Östersund am See Storsjön behauptet, in seinem See lebe ein „freundliches Monster“. Es sieht Nessy aus dem schottischen Loch Ness nicht ganz unähnlich.
DSC00884
Doch wo nächtigen? Die drei CPs in/um Östersund sind entweder zu teuer oder zu weit von der Stadt entfernt. Es gibt einen offiziellen kostenfreien Stellplatz zwischen Bahnhof und See. Dort ist es zwar nicht super romantisch aber die Stadtnähe und die Kostenfreiheit punkten. Na, jedenfalls bis 1:15 in der Nacht. Denn das zum Feierboot umgebaute zweistöckige Floß der Studenten der Universität Mittelschweden direkt am Ufer sendet akustische Signale zum Rückzug in Form von lauter Musik. Auf der 1 km langen Fahrt zum zuvor registrierten Stellplatz etwas weiter draußen am See müsste man zwar nicht – aber wir schalten ausnahmsweise einmal im Urlaub das Abblendlicht ein. Der großzügige, ebene Platz ist zwar mit den Schildern eingeschränktes Halteverbot und „no camping“ verziert, aber die ignorieren bereits mindestens 40 Womobesatzungen. So auch wir – Schweden ist ganz offenbar sehr tolerant. Bei diesen Überlegungen fällt uns auf, dass wir weder in Schweden noch in Finnland bisher einen Polizeiwagen gesehen haben.
Ausreichend Schlaf gewährt dieser schöne Platz auch noch in der darauf folgenden Nacht. Tagsüber erwandern wir die nicht allzu große Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten. Am Abend vor unserer Flucht vom Bahnhof durften wir als Rentner noch kostenfrei einem Freiluftkonzert verschiedener aufstrebender Musiker lauschen, die allesamt selbst komponierte Lieder des Folk- und Popgenres darboten.
Am Tag der Abreise möchte das Freiluftmuseum Jamtli noch besucht werden. Es versetzt uns in verschiedene zurück liegende Zeitepochen, vermittelt per Ausstellung weitere Eindrücke der Samikultur und beschert uns ein(en) …  (wird nicht verraten) als wunderschönes Taufgeschenk für unseren Enkel Luke.
Ach ja, noch eins – Mücken gibt es nicht mehr. Ist es die Stadtnähe, die Wärme oder haben wir schon allen Mücken Schwedens den Garaus gemacht? Ein Mückennest gibt es demzufolge zum Glück auch nicht im Womo.
Impressionen aus Östersund.

5.-6.7.2018

Strak nach Süden führt die Fahrt nach Umeå über landschaftlich reizvolle Nebenstraßen. Lebensmittel (und Alkoholvorräte) werden aufgefrischt. Die Stadt sperrt LKW (ab 3,5t) und damit auch unser Womo aus und so suchen wir uns einen Stellplatz außerhalb am Meer gegenüber der Halbinsel Holmsund.
Ab Örnskoldsvik lockt wieder das Landesinnere. Bei Bredbyn lädt die Badestelle Norrfläke zum Sonnen und zur Nachtruhe. Die Badestelle ist beliebt bei Familien mit Kindern, deren Beobachtung einfach immer sehr kurzweilig ist. Gegen Mitternacht werden die letzten pubertären Jugendlichen von ihren Eltern eingesammelt (die Jungen hatten noch Angst vor den Mädchen) und einer geruhsamen Nacht steht nichts mehr im Wege. Na ja – etliche Mücken müssen zuvor noch mit dem „elektrischen Tennisschläger“ ins Jenseits befördert werden.
Durch endlose Wälder und schöne Seenlandschaften gleitet das Womo Richtung Westen. In Strömsund ist der anvisierte Stellplatz durch eine Kirmes belegt. Ihr machen wir kurz unsere Aufwartung und genehmigen uns ein kleines Mittagsmahl von einem Imbissstand. Was das Vorurteil bestätigt, dass Fastfood eigentlich überall gleich schmeckt, obwohl wir etwas typisch Schwedisches bestellt hatten.
Den CP am See im Örtchen Backe hätte der Fahrer ja gerne angefahren – aber die Beifahrerin kann sich nicht entscheiden ...
In der Nähe von Laxsjö erwartet uns wieder ein idyllischer Stellplatz an einem See. Er ist zwar etwas schräg – aber dagegen haben wir ja unsere Hydraulikstützen mit automatischer Nivellierung. Trotz Bier und Wein für die nötige Bettschwere ist an Nachtruhe nicht zu denken, da immer wieder kleine Flugobjekte um unsere Köpfe surren. Erst gegen 2:00 ist die letzte der gefühlt 50 Tigermücken erlegt. Wie all diese gestreiften (und etwas größeren) Blutsauger in unser Womo gelangen, ist uns ein Rätsel. Ist diese Art besonders clever oder haben sie gar schon ein Nest gebaut und bekommen durch Nachwuchs immer wieder Verstärkung?

Impressionen um Strömsund.

29.6.-4.7.2018

Der kleine aber feine CP in Burträsk verspricht Ruhe, Blick auf den See, Fernsehempfang, eine große Parzelle, Stadt- und damit Supermarktnähe und vor Allem schönes Wetter. Das holländische Eigner-Ehepaar empfängt uns sehr herzlich und somit ist es klar: wir bleiben einige Tage hier als Basislager.
DSC00866
Am 30.6. möchte jedoch zunächst der Roller wieder zum Einsatz kommen. Zuerst bringt er uns nach
Lövånger. Die dortige Kirche hat ebenfalls ein Kirchendorf um sich versammelt. Das Naturreservat Bjuröklubb an der Küste hat sich erst vor 4000 Jahren aus dem Meer erhoben und wie einige weitere Erhebungen die Küstenlinie deutlich verändert. Bequeme Bohlenwege geleiten uns zum Aussichtpunkt mit Leuchtturm. Das auf halber Höhe liegende kleine Café kredenzt Kaffee und Kuchen und stärkt für die Rückfahrt.
Das schöne Wetter an den drei Folgetagen verleitet zur Bootsfahrt. Sowohl unterwegs angetroffene Angler als auch andere Bootsbesitzer an dem Strand, an dem wir 2 Tage zuvor noch frei standen, begutachten wohlwollend den leisen Elektromotor. Alle sprechen uns zunächst auf Schwedisch an (hier im Hinterland gibt es nicht viele Urlauber aus dem Ausland). Unsere Antwort auf Englisch, dass wir zwar Schweden lieben aber leider seine Sprache nicht beherrschen, schaltet die Konversation auf Englisch um, das offenbar nahezu alle Schweden fließend sprechen.
So auch das sehr nette ältere Ehepaar (er 80, sie 78), das uns am 2. Bootstag einfach zu sich an den Steg winkt und zu Kaffee und Keksen einlädt. Sie gibt uns noch ihre Hauptlebensweisheit mit auf den Weg: man (besser Frau) muss sich in der Jugend nur den Richtigen aussuchen, dann hält es auch ein Leben lang! Die Schweden hier im Norden sind einfach kontaktfreudig und gastfreundlich.
Fast jeder Uferstreifen hat uns seine Aufwartung gemacht. Der Roller fährt außerdem abends noch gut 20 km in ein Musikcafé, wo die vierköpfige Amateurband „Tennessee Road“ eine Stunde lang Country Lieder sehr hörenswert mehrstimmig zu Gitarre, Banjo und Westernguitar intoniert und am folgenden Tag den Fahrer noch zu einem ehemaligen Wasserkraftwerk, während die Beifahrerin schon mal den Markt im Ort erkundet. Am Abreisetag erleichtern beide noch einige Stände um ihre Waren und auch die Käsemeierei gibt ein Stück ihres besonderen Käses ab, der ausschließlich in Burträsk so wohlschmeckend gelingt.
Impressionen aus Burträsk.

27.-28.6.2018

Das große Schild „Treehotel“ am Straßenrand bei Harads bringt den Tipp von Asbjörn wieder in Erinnerung: die Baumzimmer sollten wir uns anschauen. Also schnell gebremst, gewendet und zurück zum Baumhotel. Die € 7,50 lohnen sich ebenso wie der 5 minütige Anstieg zu Fuß vom Parkplatz und Basishotel zu den komfortablen Baumhütten. Die Ideen der Schweden für extraordinäre Unterkünfte sind phänomenal. Alle sind unterschiedlich und tragen phantasievolle Namen. Ganz in der Nähe ist noch ein schöner Aussichtspunkt. Dass auch hier Elche die Wälder bewohnen sieht man an der vielen Losung auf dem Weg zur Aussicht.
Das Kirchendorf Gammelstad kurz vor Luleå bildet den nächsten Halte- und Übernachtungspunkt. Der Name besagt nicht, dass es hier viele Kirchen gäbe (nur eine – und was für eine), sondern, dass um die Kirche kleine Häuser gebaut wurden, um vor oder nach dem Kirchgang hier zu nächtigen. Denn die Kirchengemeinde war ursprünglich ebenso groß wie die Beneluxstaaten gemeinsam. Der Kirchgang musste seinerzeit zu Fuß, mit dem Pferdewagen oder –schlitten zurückgelegt werden.
Ab dem Wochenende soll es richtigen Sommer geben. Also suchen wir uns einen kleinen gemütlichen CP in Burträsk, südlich von Skellefteå, wo wir die Küste des Botnischen Meerbusens wieder verlassen. Den Stellplatz reservieren schon einmal ab Freitag, aber heute stehen wir grad gegenüber auf der anderen Seeseite noch einmal frei. Das lauschige Plätzchen kennen auch zwei junge Burschen, die ihren Motorschlitten (Snowmobil) mal kurz zum Jetski umfunktionieren.
Zuvor schlug sich unser LPG-Gastank in Piteå wieder den Wanst voll (war zuvor über halb leer) an einer der ganz wenigen Tankstellen in Schweden, die noch LPG führen – und die zum Glück auch den passenden Adapter hatten.
Impressionen um Luleå.

24.-26.6.2018

Die Elche wollen sich alle vor uns verkrümeln, uns nicht sehen – so dachten wir jedenfalls und fotografierten vor lauter Frust in Kiruna schon einen Plastikelch. Doch das nehmen sich die größten pflanzenfressenden Tiere Lapplands dann doch zu Herzen und jeweils eine Elchkuh (nicht ganz so groß wie die Elchbullen) begrüßt uns mitten auf der Straße nach Gällivare und am kommenden Tag nach Porjus. Zum Glück stellen beide keinerlei Gefahr für uns da, weil sie ab ca. 2 m Abstand selbst das Feld räumen und zuvor von uns frühzeitig erkannt wurden. Einmal halten wir sogar für einen Moment komplett an und warten, bis das Tier die Straße wieder frei gibt und bei der ersten Begegnung fahren wir im Schritttempo vorbei. Die Fernstraßen sind hervorragend ausgebaut, sind weit im Voraus durch ihre seitlichen Freizonen einsichtig und außerdem gewinnt uns der Dieselpreis eine starke Spritsparstrategie ab. Wir fahren also langsam und genießen die Aussichten auf die unberührte Landschaft.
Gällivare behauptet, dass seine Erz Minen noch größer als die von  Kiruna seien, und verwöhnt uns mit einem herrlichen und ruhigen freien Stellplatz an einer Badestelle des naheliegenden Sees. Von dem haben offenbar auch andere Womobesatzungen gelesen und plötzlich stehen wir hier mit 4 Womos. Der Bahnhof ist stolz darauf, dass es von hier noch 1313 km bis nach Stockholm sind.
In Porjus überlässt uns der urige und etwas knüselige Laden von einer Deutschen und ihrem Sohn einige Souvenirs nebst schwedischen Zimtschnecken und Kaffee, bevor 40 km vor Jokkmokk ein toller Stellplatz an einem aufgestauten See des Flusses Lule zum Übernachten einlädt. Abgesehen von der E45, deren vorbei fahrende Fahrzeuge man als entferntes Rauschen wahrnimmt und dem Wasserkraftwerk ist man hier mitten in der Natur. Das genießen auch mehrere weitere Womoschläfer. Hier, nur wenig nördlich vom Polarkreis, funktionieren auch die automatische Satellitensuche und der Empfang der ARD wieder.
Der Fluss Lule erzeugt übrigens 10% der schwedischen Stromenergie und wird dazu 15mal in Seen aufgestaut, bevor er bei Luleå den Botnischen Meerbusen erreicht. Insgesamt gewinnen die Schweden 50% ihrer Stromenergie aus Wasserkraft, die andere Hälfte aus Atomkraftwerken. Der Strompreis ist hier unter 10 Cent pro kWh. Das wissen wir von Asbjörn, dem Sohn.
Die Stadt Jokkmokk fasziniert mit ihrer Weite und Gemütlichkeit. 10 km südlich ist der Polarkreis wieder erreicht und lädt uns bei fast klarem Wetter ein, die Mitternachtssonne einmal wirklich über dem / am Horizont wirken zu lassen.
DSC00834
Impressionen Gällivare, Jokkmokk.

21.-23.6.2018

Kiruna – das außergewöhnliche Zentrum Schwedisch-Lapplands verwöhnt uns zwar nicht mit seinen Wetter (häufig Regen bei 5° - 10°), wird uns aber dennoch nicht so schnell los. Denn erstens besuchen wir hier Jan, den Sohn von Pit und Evi auf seiner „Masher-Lodge“ und zweitens hat Kiruna doch einiges zu bieten.
Jan halten wir zweimal für einige Stunden von seiner Sommerarbeit ab, die Unterkünfte seiner Gäste, Hunde- und Motorschlitten für die Wintersaison wieder herzurichten und sich um seine 85 Hunde zu kümmern. Seine Frau Dani ist da geschickter und führt schnell trocknenden Kleister als Grund an, weiter renovieren zu müssen. Doch beide geben uns wertvolle Tipps, was in Kiruna zu besichtigen ist. Das Zentrum der Stadt mit vielen Häusern drum herum und auch die Kirche werden nicht mehr lange hier stehen. Sie weichen der größten Einnahmequelle der Stadt, dem Erzbergbau, und ziehen 5 km weiter nach Osten.
Zweimal übernachten wir auf Parkplätzen neben dem Fluss Torneälven auf dem Weg nach Jukkasjärvi, wo das Eishotel 365 an 365 Tagen im Jahr Eiszimmer zum Übernachten bereithält. Das eigentliche Eishotel (und weltweit erste seiner Art) wird auf einem großen Platz am Fluss jedes Jahr neu aufgebaut. Wie man bei höchstens -5° in solch einem individuell künstlerisch gestalteten Zimmer schlafen kann, demonstriert uns bereitwillig die nette junge Dame an der Bar, indem sie bereitwillig die äußeren Kleidungsschichten öffnet und ihre Funktionsunterwäsche vorführt. Hier trinkt man eisgekühlte Getränke übrigens nicht „ON the rocks“ sondern „IN the rocks“ also aus aus Eis gefertigten Gefäßen – mit entsprechender Vorsicht, damit die Lippen nicht einfrieren. Dafür erhält jeder Trinkende immer ein neues „Glas“, denn einmal benutzte weisen nach der Nutzung Kerben am Trinkrand und in Griffposition auf - und werden nicht heiß abgewaschen …
Die schöne kleine Holzkirche aus dem 17. Jahrhundert präsentiert ihre eindrucksvollen Holzgemälde als Altarbilder gut einen Kilometer weiter. Direkt daneben mundet im Sami-Freiluftmuseum ein Mittagessen aus Rentierfleisch vorzüglich. Es wird geschnetzelt in einem zur Tüte geformten Fladenbrot kredenzt. Das passt zwar wunderbar zur Kultur der Samen und in diese Restauranthütte, die einem Samenzelt nachempfunden ist, bringt aber ähnliche Essschwierigkeiten mit sich wie Döner oder Hamburger auf die Hand und ohne Besteck.
DSC00806
Der große und komfortable CP Ripan am Stadtrand von Kiruna beherbergt uns 2 weitere Nächte. Eigentlich sollte uns in der Nacht dazwischen folkroristischer Tanz zur Teilnahme animieren, doch die Musikveranstaltung war nur im Nachmittagsprogramm für die Kinder enthalten. Dafür entschädigt ein sehr gutes und ausführliches Midsommer-Büffet und am nächsten Tag und eine kleine Wanderung auf den Langlauf- und Schneeschuhtrails der Umgebung.

Und dieser Blog muss ja auch wieder aktualisiert werden …
Impressionen aus Kiruna.

20.6.2018

Auf dem Weg nach Kiruna nötigt uns ein 3 m großer Handschuh zum Halten. Die kleine Fabrik dahinter hat zwar schon längst ihre Produktion eingestellt, doch das Symbol des warmen leicht verfilzten Wollhandschuhs steht noch an der Straße.
Kurz vor dem Örtchen Vitanga präsentiert sich eine kleine Rentierfamilie – Vater-Mutter-Kind – auf der Straße, an der wir gaaaanz langsam vorbeifahren. Der angesteuerte freie Stellplatz weist uns mit „No Camping“ und „No overnight parking“ ab und so landen wir auf einem kleinen CP in Vittangi, direkt am Fluss Torneälven mit kleinen Anschlussseen. Das Wetter lädt nicht gerade zu Outdoor-Aktivitäten, dafür aber das Ehepaar Hartmann aus Niederdielfen zu einem Plausch vor der Womotür.
Impressionen auf dem Weg nach Kiruna.

17.-19.6.2018

Der CP der kleinen Stadt Pajala bietet allen Komfort, ist sehr schön am Flussufer angelegt, hat sehr freundliche Betreiber, Stellplätze mit Satellitenempfang (WM Deutschland – Mexico 0:1) und 24 Stunden Sonne. Bis sie langsam wieder steigt wird mit den Stellplatznachbarn Karin und Hartmut aus Zeulenroda Geburtstag gefeiert. Ihr Carthago C-Line wird heute 4 Jahre alt. Dies wird ausgiebig begossen u.A. mit von den beiden selbst gemachtem Eierlikör. Eine sehr schöne und kurzweilige taghelle Nacht wird noch sehr lange in Erinnerung bleiben.
Der nächste Tag ist von vielen Schauern und auf 15° sinkenden Temperaturen geprägt. Er wird zur Aktualisierung dieser Internetseite und Vorsortierung der Fotos genutzt.
Impressionen aus Pajala.

16.-17.6.2018

Auch Schweden bietet schöne freie Stellplätze. Der kleine Parkplatz an den Stromschnellen Kengis und dem kleinen Wasserfall Kenigsforsen lädt ein zu einer Übernachtung und das entfernte gleichmäßige Rauschen des Wassers wiegt sanft in den Schlaf. Das Womo steht zwar in der Nähe einiger bewohnter Häuser, deren Bewohner aber freundlich herüber schauen.
Impressionen vom Kenigsforsen.